Wie wir den Begriff der transformativen Begegnung verstehen und weshalb er bedeutsam für Organisationen ist, erläutere ich in diesem Beitrag. Doch zuvor noch einige Worte zur Gründungsgeschichte von create encounter. Die Gründung von create encounter hat sich aus einem mehrmonatigen Innovationsprozess im u.lab entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Programm des Presencing Institutes, das von Dr. Otto Scharmer am Massachusetts Institute of Technology (MIT) gegründet wurde. Ursprünglich hatten wir die Idee ein Institut für Begegnungen zu gründen. Doch es sollte aktiver klingen als Institut und auch wenn wir uns wissenschaftlich fundiert mit Begegnung beschäftigen, nicht zu akademisch anmuten.

Mit unserem Interesse für tiefgreifende Transformationsprozesse, die nach unserem Verständnis durch Wachstum und Entwicklung geprägt sind, waren wir in dieser globalen Gemeinschaft in der richtigen Umgebung. Nicht nur, dass unsere Ideen hier wunderbar gedeihen konnten auch fanden wir die anschauliche Bestätigung für die Einbeziehung von „Körperweisheit“ oder wie es besser klingt „Embodied Knowledge“. Das MIT ist für uns weiterhin eine Quelle der Inspiration, wie unter anderem durch das Prinzip des Dialogischen Managements und die transformative Kraft von Dialogen von Prof. Peter Senge, dem international renommierten Managementexperten, Dr. Kurt Lewien als Begründer der Organisationsentwicklung mit seinen bis heute wirksamen Erkenntnissen zu Veränderungsprozessen oder die Praxis des Social Presencing Theaters von Arawana Hayashi.

Was soll das sein? Transformative Begegnung?

Die Grundlage ist in der Psychologie zu finden, im Personenzentrierten Ansatz von Carl Rogers, der auch das Konzept der Begegnungsgruppen „encounter groups“ mitgeprägt hat. Carl Rogers selber führt den Ursprung der encounter groups auf Kurt Lewin zurück, der sich am MIT unter anderem damit befasste, wie die Fähigkeit zur menschlichen Beziehung trainiert werden könnte. Ihr seht auch hier wieder den Bezugspunkt zum MIT. Von Carl Rogers können wir lernen, was es bedeutet, wenn wir in unseren Beziehungen ein wirkliches Wir zu Grunde legen und dadurch ermöglichen, dass man in Beziehungen über sich hinauswachsen kann. Dann ist eine Beziehung dadurch gekennzeichnet, dass sie Fähigkeiten und Potenziale hervorhebt. Unsere Beziehungen gehen dann über sich selbst hinaus und werden Teil von etwas Größerem. Womit wir auch bei einem wesentlichen Aspekt von Sinn sind, worauf ich in einem anderen Beitrag eingehen werde. Eine transformative Begegnung zeichnet sich durch eine besondere Beziehungsqualität aus.

3+1 wesentliche Aspekte für die Beziehungsqualität

1. Empathie

 

Empathie bedeutet die Fähigkeit sich in die Perspektive des Gegenübers zu versetzen und die Gefühle, Gedanken und Erfahrungen nachzuvollziehen.

2. Bedingungslose positive Zuwendung

Bedingungslose positive Zuwendung bedeutet sein Gegenüber unabhängig von seinen Handlungen oder Eigenschaften bedingungslos zu akzeptieren und wertzuschätzen.

3. Kongruenz

 

Kongruenz heißt aufrichtig, authentisch und ehrlich zu sein und keine Fassade aufzusetzen oder eine Rolle zu spielen.

4. Präsenz

 

Präsenz im Sinne von Gegenwärtigkeit drückt aus, mit dem eigenen Selbst und der inneren Intuition verbunden zu sein.

Alle Aspekte tragen dazu bei, eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit zu schaffen. Letztlich wird so Verbundenheit ermöglicht und Wachstum. Dadurch eröffnet sich ein neuer Möglichkeitsraum für Handlungen. Nun sind wir alle keine Therapeut*innen und schon gar nicht perfekt. Wir werden mit allen genannten Aspekten mehr oder weniger Schwierigkeiten in der Umsetzung haben. Wie können wir uns dennoch daran orientieren?

Wie kann ein gutes Begegnungsklima in Organisationen geschaffen werden?

Heute stehen uns für die Begegnung im beruflichen Umfeld Ansätze zur Verfügung, die viel effektiver sind als stundenlange Meetings oder tagelange Retreats und Team-Events, deren Spirit und Inhalte im Alltag oft schnell wieder verpuffen. Durch das gemeinsame Erleben und Erforschen einer Herausforderung können neue Ideen und Lösungen entstehen, die möglicherweise nur durch das darüber reden nicht entdeckt oder verinnerlicht werden.

Zuhören, Wahrnehmen und gemeinsame Erfahrung

Dies kann durch eine gute Zuhörpraxis und Wahrnehmungsschulung und durch körperorientierte Methoden wie Systemaufstellungen oder das Social Presencing Theater geschehen. Im Kontext von Gruppenprozessen oder Teamarbeit kann transformative Begegnung dazu beitragen, dass die Teammitglieder:

– sich besser kennenlernen und sich in einer gemeinsamen Erfahrung anders aufeinander einlassen.
– sich aufeinander abstimmen und besser zusammenarbeiten können.
– sich öffnen und ihre Ideen und Perspektiven auf eine neue Art und Weise teilen.

Wertschätzung, Vertrauen und Transparenz

Die transformative Begegnung ist eine Qualität der zwischenmenschlichen Begegnung, in der durch persönliche Entwicklung eine Atmosphäre des Respekts, der Akzeptanz und des Verständnisses ermöglicht wird. Wenn wir wachsen können, entsteht Zufriedenheit. Verbundenheit tritt ein, wenn in jedem von uns eine Kraft wirksam wird, die größer ist als das Ich. Verbundenheit schafft Vertrauen und ist das Fundament guter Beziehungen. Aus diesem Momentum gelingt Co-Kreation.

– Du erlebst eine transformative Begegnung als persönliche oder gemeinsame Erfahrung.
– Wenn Du Dir ermöglichst einen Schritt zurückzutreten und Deine Entscheidungen bewusster zu treffen.
– Wenn Du mit Hilfe von körperbasierten Methoden Deine gesamte Wahrnehmungskompetenz einbeziehst und tiefere Einsichten gewinnst.
– Wenn auf dieser Basis eine gemeinsame Perspektive für etwas Neues entsteht.
– Wenn es Dir gelingt Dir selbst und anderen sinnstiftend zu begegnen.

Gutes Begegnungsklima als Basis für Innovationskultur

Ein gutes Begegnungsklima hilft alte Denkmuster und Verhaltensweisen hinter sich zu lassen und neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten wirksamer umzusetzen. Eine Transformative Begegnung ermöglicht in Organisationen respektvolle wechselseitige Lernprozesse, schafft ein stärkendes Umfeld und basiert auf:

1. Verbundenheit
2. Wachstum
3. Sinnstiftung

Eine Organisation, die flexibel und anpassungsfähig ist und sich schnell an neue Marktdynamiken und Umweltveränderungen, an technologischen Wandel und an veränderte Bedürfnisse von Mitarbeiter*innen und Kund*innen anpasst, verfügt über eine starke Innovationsfähigkeit und Resilienz. Sie kann ihre Strategien, Prozesse und Strukturen lösungsorientiert und ohne große Reibungsverluste ändern. Sie zieht die besten Talente an, bleibt zukunftsfähig und wirtschaftlich erfolgreich.

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Das Titelfoto ist von Teslariu Mihai auf Unsplash

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